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Verstecktes Gift im Klassenzimmer
Es klingt wie ein Skandal aus längst vergangenen Zeiten: Asbest – das als Wunderbaustoff gefeiert wurde, aber inzwischen als hochgefährlich gilt – steckt heute noch in Tausenden öffentlichen #Gebäuden in Deutschland. Besonders dramatisch: Auch viele Schulen und Kindertagesstätten, in denen #Kinder Tag für Tag lernen, spielen und aufwachsen, sind betroffen. Der Umgang mit dem Altlastenproblem ist komplex – und oft erschreckend zögerlich. Dabei steht hier nichts Geringeres als die Gesundheit unserer Kinder auf dem Spiel.
Asbest – eine tickende Zeitbombe in Bildungseinrichtungen
Bis in die 1990er Jahre war Asbest in Deutschland ein weit verbreiteter Baustoff. Wegen seiner Hitzebeständigkeit und Langlebigkeit fand er vor allem in öffentlichen Gebäuden Anwendung: als Dämmmaterial, in Bodenbelägen, Rohrummantelungen oder in Klebstoffen. Das Verbot kam 1993 – spät genug, um eine ganze Generation von Bauten zu prägen.
Heute weiß man: Werden asbesthaltige Materialien beschädigt oder unsachgemäß behandelt, können feinste #Fasern in die #Raumluft gelangen. Diese sind krebserregend, lösen unter anderem Lungenkrebs, Asbestose oder Mesotheliome aus – Krankheiten, die oft erst Jahrzehnte nach der Exposition auftreten, dann aber kaum heilbar sind.
Gerade Schulen und Kitas sind besonders sensible Orte. Kinder atmen schneller, spielen auf dem Boden, stecken Dinge in den Mund. Ihr Immunsystem ist noch in Entwicklung, ihr Körper in voller Entfaltung – und damit besonders anfällig für Schadstoffe. Studien zeigen: Die Wahrscheinlichkeit, später eine asbestbedingte Krankheit zu entwickeln, steigt mit dem Alter bei der ersten Exposition.
Der Sanierungsstau: teuer, langwierig, politisch unbequem
Viele Städte und Gemeinden wissen um die Belastung in ihren Gebäuden – doch die Sanierung ist teuer, technisch anspruchsvoll und organisatorisch herausfordernd. Schulen können oft nicht einfach geschlossen werden, Umbauten müssen in Ferienzeiten oder unter laufendem Betrieb durchgeführt werden. Hinzu kommen massive Kosten: Die Entfernung von Asbest muss nach strengen Vorschriften erfolgen und darf nur von spezialisierten Fachfirmen vorgenommen werden. Das treibt die Preise schnell in die Millionenhöhe – pro Schule.
Ein weiteres Problem: Manche Belastungen sind nicht offiziell erfasst. Alte Pläne fehlen, Prüfungen wurden nie gemacht oder nicht dokumentiert. Häufig erfährt die Öffentlichkeit nur durch Zufall von Asbest in Bildungseinrichtungen – etwa wenn Bauarbeiten anstehen oder Eltern kritisch nachhaken.
Die Folge: ein gefährlicher Flickenteppich aus Wissenslücken, Unsicherheit und Verzögerung. Derweil sitzen Millionen Kinder und Pädagog:innen Tag für Tag in Gebäuden, deren Wände eine unsichtbare Gefahr bergen könnten.
Die Verantwortung der öffentlichen Hand – und ihre Grenzen
Natürlich liegt es in erster Linie in der Verantwortung von Kommunen und Ländern, für sichere Lern und Betreuungsorte zu sorgen. Doch angesichts knapper Haushalte, langwieriger Genehmigungsprozesse und politischer Prioritätenliste rutscht das Thema Asbest oft nach unten – bis es zu spät ist.
Dabei geht es hier nicht um Komfort, sondern um die fundamentale Verpflichtung, Kinder vor vermeidbaren Gesundheitsrisiken zu schützen. Ein möglicher Ausweg: eine bundesweite Asbest Strategie für öffentliche Gebäude, verbindliche Prüfpflichten und ein beschleunigtes Förderprogramm für Sanierungen.
Ein Blick ins eigene Zuhause – der blinde Fleck
Die Vorstellung, dass unsere Kinder sechs Stunden am Tag in einer asbestbelasteten Schule sitzen könnten, ist empörend – zu Recht. Doch dabei übersehen wir schnell eine unbequeme Wahrheit: Die meisten Kinder verbringen deutlich mehr Zeit in den eigenen 4 Wänden – bis zu 18 Stunden täglich, sieben Tage die Woche.
Und auch dort schlummert das Risiko. Besonders in Gebäuden, die vor 1993 errichtet wurden, ist Asbest keine Seltenheit. Alte Bodenplatten, Kleber unter Fliesen, Rohrisolierungen im Heizungskeller oder Deckenverkleidungen in Hobbyräumen – all das kann belastet sein. Anders als öffentliche Gebäude, unterliegen private Wohnungen keiner systematischen Kontrolle. Wenn hier gearbeitet, gebohrt oder renoviert wird, können gefährliche Fasern freigesetzt werden – oft ohne dass es jemand bemerkt.
Elektriker, Fliesenleger oder Heimwerker wissen nicht immer, worauf sie achten müssen. Die Folge: Unsachgemäßer Umgang mit asbesthaltigem Material – ohne Schutzmaßnahmen, ohne Entsorgungsnachweis, aber mit gravierenden Risiken für alle im #Haushalt.
Verantwortung beginnt Zuhause
Das Thema Asbest ist kein rein politisches, kein entferntes Problem öffentlicher Institutionen. Es ist auch ein privates – und ein gesellschaftliches. Denn während wir von der #Politik zurecht mehr Tempo und Transparenz bei #Schulsanierungen fordern, müssen wir im gleichen Atemzug selbst Verantwortung übernehmen.
Wer in einem Altbau lebt, sollte sich informieren: Wann wurde das Gebäude errichtet? Welche Renovierungsarbeiten wurden bereits durchgeführt? Wurden alte Bodenbeläge, Kleber oder Rohrummantelungen jemals geprüft? Wer Bauarbeiten plant, sollte vorher Klarheit schaffen – durch eine professionelle Analyse von Verdachtsmaterialien. Die Kosten dafür sind überschaubar – die potenzielle Gesundheitsgefahr unbezahlbar.
Fazit: Schützen, was uns wichtig ist
Die Debatte um Asbest in Schulen und Kitas ist ein Weckruf – und eine Chance. Sie zeigt, wie wichtig bauliche Sicherheit und gesundes Raumklima sind – besonders für die Jüngsten. Aber sie erinnert uns auch daran, dass echter Schutz vor Schadstoffen nicht an der Schultür enden darf.
Denn das sicherste Klassenzimmer nützt wenig, wenn das Kinderzimmer zur tickenden Zeitbombe wird. Wir alle haben es in der Hand, dort anzufangen, wo wir selbst Einfluss haben: im eigenen Zuhause.
Über den Autor
#Daniel #Gruber ist anerkannter #Sachverständiger für #Gebäudeschadstoffe mit besonderem Fokus auf Asbest. Mit über 8 Jahren Erfahrung, darunter eine Tätigkeit beim #TÜV, hat er sich auf die Beratung von Privatpersonen spezialisiert, die beim Kauf oder der Sanierung von Immobilien mit Asbest konfrontiert werden. Mehr …
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